Suchthilfe Bayern – Rolle von niedergelassenen Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen in der Versorgung von Menschen mit Substanzkonsumstörungen

Das Projekt charakterisiert anhand von Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) die Einbindung niedergelassener Ärzte in die Versorgung von Menschen mit unterschiedlichen Substanzkonsumstörungen. Hierzu wird zunächst fachgruppenspezifisch ermittelt, welcher Anteil der niedergelassenen Ärzte Menschen mit Substanzkonsumstörungen behandelt und wie viele Patienten mit Substanzkonsumstörungen diese Ärzte durchschnittlich betreuen. Um anschließend das Versorgungsgeschehen abzubilden wird untersucht, wie viele unterschiedliche niedergelassene Ärzte Menschen mit Substanzkonsumstörung im Mittel aufsuchen, wie hoch die Kontaktfrequenz je Arzt ist und in welchen Intervallen die Kontakte bei einem definierten Arzt stattfinden. Hierbei ist auch eine Charakterisierung der Patienten hinsichtlich Alter, Geschlecht und Komorbiditätsprofil vorgesehen. Zudem soll soweit möglich approximiert werden, welche Leistungen im Kontext der jeweiligen Substanzkonsumstörung binnen eines Jahres verordnet werden. Alle Auswertungen berücksichtigen soweit möglich regionale Gegebenheiten und bevölkerungsstrukturelle Rahmenfaktoren. Ergänzend werden semistrukturierte Interviews mit ausgewählten Ärzten geführt, um Informationen zu prozessualen Abläufen und Schnittstellen mit anderen Versorgungsbereichen (Akutstationäre Versorgung, Rehabilitation, Suchthilfe) zu gewinnen.

 

In Bayern wurden 2020 rund 0,5 Mio. Patientinnen und Patienten mit Substanzkonsumstörungen (überwiegend Tabak- bzw. Alkoholkonsumstörungen) durch rund 20.000 der insgesamt rund 30.000 niedergelassen Ärzt:innen und Psychtherpeut:innen versorgt. Die Patient:innen sind überwiegend Männer. Das Durchschnittsalter liegt insgesamt bei Mitte 50, wobei Patient:innen mit Störungen in Folge des Konsums illegaler Substanzen im Mittel jünger sind als Patient:innen mit Störungen in Folge des Konsums legaler Substanzen. Nahe zu alle Patient:innen werden hausärztlich behandelt, ein Viertel bis ein Drittel wird fachärztlich internistisch, und etwa zwei Fünftel fachärztlich neurologisch/psychiatrisch behandelt. Eine psychotherapeutische Behandlung erhält ein Fünfzehntel bis ein Siebtel der Patient:innen.

 

Im Rahmen der Interviews, benannten die Befragten den Mangel an Behandlungsplätzen und in der Konsequenz lange Wartezeiten auf einen Therapieplatz als zentrale Herausforderung. Zudem stelle die Stigmatisierung von Substanzkonsumstörungen nach wie vor eine Hürde für die Inanspruchnahme von Hilfsangeboten dar. Lösungsvorschläge zielten insbesondere auf eine zeiteffiziente, interdisziplinäre Zusammenarbeit sowie auf eine Erhöhung des Behandlungsangebots ab.

 

Den Studienbericht finden Sie kostenfrei hier: https://ift.de/wp-content/uploads/2023/03/Schwarzkopf-2023_AerzteSuchthilfe-Bayern.pdf

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