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Analyse der Antragsrückgänge im Bereich der stationären Entwöhnungsbehandlung (Abschlussbericht)

05.04.24

Gomes de Matos, E., Müller, C., Loy, J. K., & Maiwald, A. (2024). Projekt Entwöhnungsbehandlung: Analyse der Antragsrückgänge im Bereich der stationären Entwöhnungsbehandlung (Abschlussbericht). IFT Institut für Therapieforschung München. https://ift.de/wp-content/uploads/2024/04/Gomes-de-Matos-2024_Stationaere-Entwoehnung.pdf

 

Zusammenfassung

Hintergrund

Seit 2009 lässt sich auf Bundesebene ein Rückgang der Anträge auf stationäre Entwöhnungsbehandlungen beobachten. Da die Analyse bestehender Daten den Rückgang nicht zufriedenstellend aufklären konnte, hat das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege (StMGP) eine Studie in Auftrag gegeben, die vom IFT Institut für Therapieforschung durchgeführt wurde. Zentrale Projektziele waren die Identifizierung von Erklärungen zum beschriebenen Antragsrückgang, und das Ausarbeiten machbarer Handlungsempfehlungen, um diesem zu begegnen.

Methodik

In der ersten Projektphase (Arbeitspaket A) wurden qualitative Interviews mit in der Suchthilfe Tätigen und Betroffenen durchgeführt. Unter den Betroffenen wurden Personen mit und ohne Erfahrung einer stationären Entwöhnung befragt, zudem Personen, die eine bewilligte stationäre Entwöhnung nicht angetreten haben. Thematisiert wurden potenzielle und von den Personen eingebrachte Gründe für den Antragsrückgang sowie Hürden für die Aufnahme einer stationären Entwöhnung. Auf Basis der Ergebnisse wurde ein Fragebogen erstellt (Arbeitspaket B), der unter Betroffenen durchgeführt wurde. Die Rekrutierung erfolgte über die formale Suchthilfe und die Selbsthilfe. Die Ergebnisse der beiden Erhebungsphasen wurden unter Einbeziehung der bestehenden Literatur ausgewertet (Arbeitspaket C). Handlungsempfehlungen wurden unter zweistufiger Begutachtung von Expertinnen und Experten formuliert (Arbeitspaket D). Im Expertengremium waren Fachleute unterschiedlicher Bereiche der Suchthilfe und Betroffene vertreten.

Ergebnisse

Im quantitativen Survey unter Betroffenen wurden internale oder persönliche Hürden und Motive für die Aufnahme einer stationären Entwöhnungsbehandlung durchschnittlich als stärker bewertet als externale oder strukturelle Faktoren.

Weitgehend gesicherte Gründe für die beobachteten Antragsrückgänge betreffen die Bereiche personeller Besetzung in Akutstationen und ambulanten Suchtberatungsstellen, zunehmende Schnittstellenproblematik und eine Verschiebung zu anderen Behandlungsangeboten. Als wahrscheinliche Einflussfaktoren können zudem zunehmende Mehrfachbelastungen Betroffener sowie der demografische Wandel gesehen werden, obgleich in diesen Bereichen weitere belastbare Daten fehlen.

Weitere aus den qualitativen Interviews generierte Hypothesen für den Antragsrückgang verfestigten sich entweder nicht, oder können anhand der bestehenden Informationen nicht in ihrer Bedeutung für den Antragsrückgang beurteilt werden., betreffen eine schlechtere Reputation stationärer Entwöhnungen sowie eine gesunkene subjektive Aussicht auf Bewilligung und auf einen Klinikplatz. Zur Beurteilung der Bedeutung von Stigmatisierung und Ansprüchen an eine stationäre Entwöhnung sind weitere Daten notwendig.

Diskussion

Die als wahrscheinlich und als gesichert angenommenen Ursachen des Antragsrückgangs auf stationäre Entwöhnungsbehandlung weisen darauf hin, dass zur adäquaten Versorgung von Abhängigkeit Betroffener dringend auf eine Stärkung der entzugsbehandelnden Akutstationen und ambulanten Beratungsstellen, aber auch des Suchthilfesystems als Ganzes hinzuwirken ist. Eine möglichst frühe Erreichung Betroffener hat nicht nur für das Individuum Relevanz, sondern auch für die Beanspruchung des Systems. Handlungsempfehlungen wurden formuliert, die Gründe für den Antragsrückgang, aber auch bereits zuvor bestehende Hürden der Versorgung adressieren.

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